Die belanglose Frage meines Sohns ist der Grund für meine Gedanken zum richtigen Wort am richtigen Ort. Er fragt mich gestern: „Kannst du mich bitte nach Judenburg führen?“
Bei meiner kinesiologischen Arbeit kommt es oft auf Kleinigkeiten an. Ein Wort anders, und schon ist das, was vorher stark getestet hat, wieder aus dem Gleichgewicht.
Auch zuhaus lege ich Wert auf „wissen, was du sagst“ und hinterfrage ich oft die Bedeutung von Gesagtem. Sehr zum Leidwesen meiner Kinder. Aber es macht reich. Reich an Verstehen und an Wortschatz. Und manchmal auch an Unmut, geb ich zu.
Ja, ich kann
Ich hab die staatliche Lizenz zum Führen eines Kraftfahrzeugs. Vor dem Haus parkt mein Auto. Ich hab den dazugehörigen Schlüssel. Am Vortag hab ich nicht dem Alkohol gefrönt, also bin ich nüchtern (hoffentlich😉). Den Weg von zuhaus nach Judenburg kenn ich auswendig.
Daraus folgert eine mögliche Antwort: „Ja, kann ich!“
Mein Sohn will sich in seiner jugendlichen Unbekümmertheit schon zufrieden von mir entfernen, hat aber auf meine Wortklauberei vergessen. Als würde er mich nicht schon sein ganzes Leben lang kennen!
Will ich?
Das ist jetzt das „hüpfende Komma“, um Heinz Erhard zu zitieren, der springende Punkt.
Ich beginne ein belehrendes Gespräch, einen Monolog über die Bedeutung von „Kann ich“ und „Will ich“.
In meiner Kinesiologischen Praxis ist diese „Wortklauberei“ sehr wichtig. Bei der Zielfindung, dem Finden des Themas, das aus dem Gleichgewicht ist, kommt es sehr wohl auf diese Feinheit an.
Ein sehr eindrückliches, anderes Beispiel aus dem Leben: „Kannst du mich heiraten?“ versus „Willst du mich heiraten?“
Kann ich etwas tun? Wahrscheinlich schon.
Aber WILL ich es auch tun? Möglicherweise nicht. Was will ich wirklich tun? Was möchte ich? Das soll den Ausschlag dafür geben, was ich mache.
Und schon ist das nächste Wort gefunden:
Soll ich das tun?
Übers Sollen denk ich ein andres Mal nach. Jetzt will ich nicht.
Können tät ich, wenn ich wollt.
Ich tu es
Das ist überhaupt die beste Lösung.
Hab den Mut, direkt und klar zu sagen, was du willst. Kein „könntest“, kein „vielleicht“, kein „glaubst“, sondern die einfache Bitte:
„Führst du mich bitte nach Judenburg?“
Klar und ohne Schnörksel.
Zur Info: Natürlich hat die Mama den Buben nach Judenburg geführt!