Zitronen sind gefährlich! Welche sind deine Zitronen? Und gibt es ein Entkommen aus der Gefahrenschleife? Ein Hoffnungsschimmer für uns …
Zitrone ist sauer
Irgendwann 1981 hab ich auf Sizilien eine Zitrone gegessen, direkt vom Baum gepflückt. Wahrlich wohlschmeckend und unvergleichlich mit dem, was wir in der Steiermark im Geschäft als normale Zitrone zu kaufen bekommen. Aber davon will ich nicht erzählen.
An einem anderen Tag in meinem Leben hab ich das erste Mal eine normale Zitrone gekostet. Sauuuer! Gefääährlich! Ja, Säure ist gefährlich. Sie kann die Schleimhaut der Verdauungsorgane reizen oder gar verätzen. Klug, wie unser Körper ist, aktiviert er sofort ein Rettungs- und Schutzprogramm. Speichel fließt in Strömen und verdünnt die bedrohliche Säure. Das passiert unbewusst. Das kann ich nicht steuern. Es geht schließlich um mein Überleben!
Und was passiert dann? Wie gesagt, der Körper ist klug. Er hat die Erfahrung „Zitrone“ gemacht, vielleicht ein paar Mal wiederholt und schon ist es abgespeichert:
Zitrone = sauer = gefährlich = muss unschädlich gemacht werden.
Die Erinnerung
Mittlerweile genügt nur der Gedanke daran, die Erinnerung oder ein Bild, und es geht schon wieder los. Sofort startet die unbewusste körperliche Reaktion. Gut, dass ich beim Schreiben nicht reden muss, sonst käme ich vor lauter Schlucken nicht zu Wort.
Der Körper merkt sich den Reiz und die Abwehr beginnt sofort, egal, ob dieser in echt eintritt, ich dran denke, darüber spreche oder ein Bild seh. Und das ist auch gut so, sonst käme er vielleicht manchmal zu spät. Mein Überleben hängt ja davon ab.
Flucht, Angriff oder Totstellen, diese GefahrenBewältigungsMöglichkeiten stehen zur Auswahl: Flucht geht nicht bei Zitronensaft im Mund, Totstellen ebenso wenig, also bleibt nur Angriff durch Speichelfluten!
So ähnlich, wie wir beim Radfahren am Anfang wackeln und später lässig elegant ohne Stress dahingleiten, weil der Körper die Erfahrung „Radfahren“ automatisiert hat, ist es auch mit der Zitronenentschärfung.
Lebenslänglich unbewusst?
Jetzt frag ich: Kann es sein, dass dies auch mit anderen Reizen, Erlebnissen, Eindrücken so ist?
Trau ich mir selbst die Erinnerung an gute Erlebnisse zu? Haben die das gleiche Gewicht wie die dunklen? Wie oft am Tag fällt mir überhaupt auf, dass ich dies oder jenes schon mehrmals gut erledigt hab. Ganz ehrlich? Selten. Oder kommt da sofort: „Weißt du noch, damals, da war alles besser!“
Viele von uns sind gut drauf trainiert, sich an schlechte, verletzende und ängstigende Dinge zu erinnern. Und das wird täglich mit 95 Prozent der Nachrichten kultiviert, die Angst, die Bedrohung, das Leiden, … und abgespeichert.
Der Blick in die große weite Welt ist nicht notwendig. Bleiben wir bei unserem kleinen bescheidenen eigenen Leben. Da habe ich zum Beispiel schon viel Unangenehmes erlebt, sogar mehrmals Ähnliches. Ein Muster im Verhalten, in den Gedanken, hat sich gewoben, an manchen Stellen ganz dicht und fest wie ein Teppich, an anderen fein und leicht wie Spinnweben.
Passiert wieder eine ähnliche Sache oder sagt jemand nur dieses EINE Wort, das mich schnurstracks und unbewusst in die dunkle Rumpelkiste der Erinnerungen führt, hab ich die Qual der Wahl. Nehm ich den trittfesten Teppich? Den vom Unbewussten vorgeschlagenen gewohnten ReaktionsWeg, der noch nie zum Ziel und zu Frieden und Freude geführt hat? Oder bin ich schon bereit, mein Denkhirn einzuschalten und Auswege aus dem Irrweg zu finden und zu wagen?
Ist die Situation, die ich da zu erleben glaube, wirklich so, oder bin ich auf meiner Datenautobahn in die Vergangenheit zurückgerudert, damals, als …… mich arg verletzt hat?
Und, die KöniginnenFrage: Hat diese Verletzung überhaupt etwas mit mir zu tun? Ist es wirklich so oder ist es die Meinung eines anderen?
Wirklich wirklich wahr?
Im Kinderbuch „Tiger, Tiger, ist es wahr?“ von Byron Katie und Hans Wilhelm, ISBN 978-3-9811752-7-1 erlebt ein kleiner Tiger Trauriges und findet Hilfe, indem er sich 4 Fragen stellt:
- „Ist es wahr?“
- „Ist es ganz ganz sicher wahr?“
- „Wie geht es mir, wenn ich dran denke?“ und
- „Wie würde ich mich ohne diesen Gedanken fühlen?“
Ich nehm mich bei der Nase, wenn ich an den morgigen Tag denke – ha, ich weiß ja heut schon, was morgen wieder …. sein wird! Hätte ich diese Fähigkeit der wahren Vorausschau, oh, das wär auch kein Honiglecken.
Bei der nächsten Sache, die mich kränkt und persönlich trifft, möchte ich mich dran erinnern, dass ich eine Wahl hab. Ja, ja, ich weiß, neue Gewohnheiten brauchen eine Wiederholungsrate von 200. Ich glaub, ich bin schon über 100. Hoffentlich!
Freu dich auf das, was kommt und mach das Beste draus! Ich tu das auch!