Was ist zu viel, was zu wenig in der Kindererziehung? Wird ein Erfolg aus der Liebesmüh´?
In den letzten 21 Jahren haben es mein Mann und ich sehr gut gemeint mit unseren drei Kindern. Sie müssen schwimmen lernen. Sie sind beim Kindersommer der Gemeinde dabei. Sie gehen in den Kindergarten. Sie sollen Schifahren können, bevor sie mit der Schule zum Schikurs fahren. Sie bestimmen bei jedem Ausflug das Tempo. Das Schwimmtraining beim ATUS Judenburg, alle 3 in einer Gruppe, ein sportlicher Spagat. Jede/r soll gleich viel haben und bekommen.
Zu viel des Guten?
Manchmal frage ich mich, ob es zu viel des Guten war, was wir unseren Kindern bieten wollten. War es vergebene Liebesmüh´? Es war auf alle Fälle gut gemeint. Ob´s gut angekommen ist, wer weiß das schon. Heute würde ich einiges anders machen, vielleicht.
Die sportlichen Ausflüge hat zum Glück mein Mann übernommen. Allein die Vorstellung, mit 3 Kindern zum Schifahren zum Reitingerlift zu fahren – schrecklich . Alle anziehen! Hat jeder seine Handschuh, 1, 2, 3, 4, wo ist meine Schibrille, 1, 2, 3, 4? Wer hat jetzt welche Schi 1, 2, 3, 4? Sind alle Stöcke 1, 2, 3, 4 eingepackt, brauchen wir Schuhe für danach? Wo ist der Zipp für die Liftkarte 1, 2, 3, 4? Muss noch jemand aufs Klo? Wer fertig ist, geht bitte schon mal vor die Tür, damit herinnen wieder Platz wird. Danke, ich bin fertig, ich bleib daheim.
Musikalische Liebesmüh´
Die musikalische Früherziehung beginnt noch mit allen 3 in einer Gruppe.
Beim Chor das Bernhauser-Trio, beim Hip Hop in der Tanzschule Dietrich alle drei, wie sie unterschiedlicher nicht sein können.
Wer startet mit der Blockflöte?
Die eine will danach zuerst „Altflöte“ und dann weiter Saxophon spielen.
Die andere lässt sich zum Cello breitschlagen. Vielleicht wäre sie glücklicher damit gewesen, hätte sie die Stunde allein für sich gehabt. Ein kurzes, aber sehr stimmiges Vergnügen.
Der Jüngste springt von der Blockflöte zur Gitarre, ein kurzer Abstecher zur Bassgitarre und dann doch zum Schlagwerk, weil sein Freund das auch spielt.
Das Taxiunternehmen Bernhauser funktioniert perfekt. Den einen hinbringen, beim Abholen die nächste mitnehmen und dann wieder abholen. An manchen Tagen sind 3 Personen im Einsatz. Denk ich da heute noch dran, unvorstellbar, wie das funktioniert hat. Aber es hat!
Und dann ..... Stille
Bevor alle drei so richtig richtig gut spielen können, hören sie auf. Kein:
„Du weißt eh, heut ist noch Musikschule!
Ah jaaa, ich hab aber nicht genug (übersetzt: gar nicht) geübt!!
Macht nix, du gehst trotzdem!“
Plötzlich haben wir alle Zeit. Kein Leben nach der Uhr mehr, nur mehr Arbeit und Schule und dann ….. frei.
Jetzt haben wir die Ausrüstung für ein halbes Orchester zuhaus. Danke an die Großeltern, die bei der Anschaffung die Finanzen geregelt haben.
Vor einem Jahr oder zwei kommt unser Sohn von der Schule heim und berichtet, dass er bitte am Nachmittag zur Bandprobe nach Fohnsdorf muss. Er soll dort am Schlagzeug spielen. Und das macht er jetzt konsequent 2 mal in der Woche, jeden Mittwoch und Sonntag. Manchmal vergess ich drauf, das versteht er gar nicht.
Das erste Konzert ist einem Virus zum Opfer gefallen. Aber am letzten Samstag der große Auftritt:
Prometheus, eine Fohnsdorfer Rockband, mit Tom, Michi, Caro, Schebi, Tina und Marco, tritt auf. Mein Sohn am Schlagzeug, und wie gut auch noch!
Die beiden Schwestern sind zum Glück auch im Publikum, eine sogar aus dem Ennstal extra dafür angereist. Ganz viele Schulkollegen und Freunde stehen in der ersten Reihe!
Also hat sich der Aufwand doch gelohnt! Der Preis dafür war hoch, die Freude ist jetzt aber noch größer.
Mein Ergebnis: Die Saat geht immer auf. Mit viel Spucke und Geduld wird was draus. Aus unserem Leben und aus dem Leben unserer Kinder!